Samstag, 17. Oktober 2009

Samstag, 17. Oktober 2009

Von Matrönuschka und ihren Kindern

Das erste Kinderbuch von Dimiter Inkiow ist "Die Puppe, die ein Baby haben wollte" aus dem Jahre 1974. Später war er als Kinderbuchautor mit „Meine Schwester Klara“ sehr erfolgreich.

Entdeckt habe ich das Buch in einem Trödelladen. Die Illustrationen sind von Traudel und Walter Reiner und sind wirklich traumhaft schön. Die Farben bewegen sich in den Bereichen braun, grün, orange und rot. Hier eine kleine Nacherzählung der Geschichte, die erklärt, warum die Püppchen in den Püppchen stecken.

Im alten Russland lebte ein Puppenmeister, der Puppen aus Holz machte. Sie waren ein bisschen frech. Ein bisschen dick. Ein bisschen lustig. Er suchte für seine Puppen altes, festes Holz aus den Wurzeln von hundertjährigen Bäumen.

Aus einem besonders schönen Stückchen Holz schnitze er seine schönste Puppe. Sie war so schön, dass er sie nicht verkaufen wollte. Er stellte sie neben sein Bett. Jeden Morgen fragte er sie: "Nun, liebe Puppe Matrönuschka, wie geht es dir?" Er hatte sie Matrönuschka genannt. Weil das ein bisschen wie Mütterchen klingt.

Die Puppe lächelte immer still vor sich hin - bis sie eines Morgens auf dieses Frage mit leiser Stimme antwortete. „Mir geht es nicht gut. Ich möchte ein Baby haben!“ Der Meister starrte die Puppe mit offenem Mund an. „Ich habe gestern zu viel Wodka getrunken!“, dachte er sich. Aber am nächsten Morgen antwortete die Puppe genau das gleiche.

Nun gab es keinen Zweifel mehr. Die Holzpuppe konnte sprechen. „Ich wünsche mir eine Tochter.“ Der Meister überlegte. Er hatte noch nie ein Baby für eine Puppe geschnitzt. „Gut. Ich versuche es. Du sollst eine Tochter haben.“

Am Abend war die kleinere Puppe fertig. Sie sah genauso aus wie Matrönuschka. „Na, wie gefällt dir dein Baby? Ich nenne sie Rönuschka. Ich nehme von deinem Namen nur die erste Silbe weg. Bist du zufrieden?“ „Ja, Meister. Mein Baby muss aber auch in meinem Bauch sein.“ Aber die Tochter Rönuschka war nicht glücklich. „Mir fehlt ein Baby“, sagte die kleine Puppe. „Aber war wird deine Mutter dazu sagen?“ Was sollte der Puppenmeister tun? Ein Baby für ein Baby einer Puppe hatte er noch nie gemacht.

Sie wünschte sich auch eine Tochter. Er nannte sie Nuschka, als sie fertig war. Doch als Nuschka im Bauch von Rönuschka war, war sie nicht zufrieden. „Ich möchte auch ein Baby haben. Warum habe ich kein Baby in meinem Bauch?“

Was sollte der Meister tun? Er machte ein ganz kleines Baby. Es sah genauso aus wie seine Mutter Nuschka, seine Großmutter Rönuschka und seine Urgroßmutter Matrönuschka.

Dann aber nahm der Meister einen Pinsel und malte dem kleinen Baby einen großen Schnurrbart. „Du bist Nuschkas Sohn. Und weil nur noch zwei Buchstaben übrig sind, heißt du Ka.“
Dann höhlte er auch Nuschka aus. Er steckte ihren Sohn Ka hinein. Er steckte Nuschka in Rönuschka. Dann Rönuschka in Matrönuschka.

Jetzt schraubte er Matrönuschka zusammen und lachte zufrieden. So leben alle Puppen bis heute noch glücklich und zufrieden.