Samstag, 27. März 2010

Samstag, 27. März 2010

Wenn alte Schubladen erzählen

Es waren einmal drei alte Schubladen. Einst wohnten sie in einem Lebensmittelgeschäft, in einem kleinen Dörfchen. Lange Zeit beherbergten sie Rosinen, Nudeln und Linsen zu kleinen Preisen. Sie sahen die Menschen täglich einkaufen, miteinander reden und lachen. Bis sie eines Tages nicht mehr gefüllt wurden. Sie blieben leer und die Tage wurden lang, ohne das Leben im Laden. So verstaubten sie über die Jahre und kleine Spinnen machten es sich in ihnen gemütlich.

Es kam der Tag, da wurden die drei Schubladen aus ihrem guten Gefährten, dem alten Schrank herausgezogen. Menschen trugen sie unsanft fort und so sahen zum zweiten Mal in ihrem Leben den blauen Himmel. Nun standen sie am Straßenrand. Sie fühlten sich einsam, allein und verlassen, obwohl sie von zahlreichen anderen Möbeln umgeben waren.

Plötzlich hörten sie ein vertrautes Geräusch. Einen Moment fühlten sie sich in die Vergangenheit zurückversetzt! Es klang wie das Knattern des Lasters, den der Großhändler damals in den 70er Jahren fuhr, wenn er neue Linsen und Erbsen zum Lädchen brachte. Die Schubladen schauten genauer hin. Natürlich war es nicht der Großhändler von damals. Es war zwar auch ein alter Laster, aber es war ein orangefarbener Kipper mit einer großen Ladefläche. Menschen stiegen aus und luden einen alten Tisch und einen Schemel auf. Die Schubladen waren erleichtert, denn sie durften auch mit. Nun stehen sie glücklich und erwartungsvoll in Frau Zeitspielers Keller und warten auf ihren neuen Anstrich.



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